Entzündungshemmer
Wirkstoffgruppe || Quellen (Stand: 07. April 2010)
auch bezeichnet als:
Antiphlogistika; Mittel gegen Entzündungen
Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe
"Entzündungshemmer" zugeordnet
Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe
Entzündungshemmer sind Wirkstoffe, die Symptome von Entzündungen lindern.
Entzündungen entstehen durch Fremdstoffe oder lebende Krankheitserreger, die in den Körper eindringen oder von außen auf ihn einwirken. Auch durch ständige Reize wie zum Beispiel Überlastungen können
Entzündungen verursacht werden. Die Entstehung bestimmter entzündlicher Erkrankungen kann außerdem durch erbliche Veranlagung begünstigt sein.
Entzündungen verlaufen akut oder chronisch und zeigen unterschiedlichste Krankheitsbilder. Im Prinzip kann jedes Gewebe und jedes Organ des Körpers von einer Entzündung betroffenen sein.
Entzündungsreaktionen sind dabei entweder örtlich begrenzt (lokal) oder betreffen ganze Organsysteme (systemisch).
Entzündungshemmende Substanzen können innerlich eingesetzt und beispielsweise als Tabletten über den Magen-Darm-Trakt eingenommen, als Zäpfchen angewendet oder als Lösungen in den Körper gespritzt
werden. Äußerlich werden sie zum Beispiel als Salbe oder Creme auf die Haut aufgebracht.
Die zu den Entzündungshemmern gehörenden Substanzen haben zum Teil eine sehr unterschiedliche Wirkungsweise und je nach Art, Schwere und Ort der Erkrankung kommen verschiedene Stoffe zur
Anwendung.
Einsatzgebiete von Entzündungshemmern sind:
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Entzündungen der Haut (zum Beispiel Ekzeme, Akne, Sonnenbrand) und Entzündungen der Schleimhäute (zum Beispiel Entzündungen von Mundschleimhaut und Zahnfleisch)
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Entzündungen des Bewegungsapparates (zum Beispiel Gelenks-, Muskel-, Sehnen- und Knochenentzündungen sowie entzündlich rheumatische Erkrankungen)
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Entzündungen von Nerven, zum Beispiel durch Druckschädigung bei Überlastungen und Fehlhaltungen
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Entzündungen von Drüsengewebe und Sinnesorganen (zum Beispiel Augenentzündungen)
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Entzündungen von inneren Organen (zum Beispiel Herzmuskelentzündung, Leberentzündung, Nierenentzündung und Entzündungen der Fortpflanzungsorgane)
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Entzündungen der oberen und unteren Atemwege (zum Beispiel Nasennebenhöhlenentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung)
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Entzündungen des Verdauungssystems (zum Beispiel Entzündungen der Magenschleimhaut oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)
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Allergien wie zum Beispiel Heuschnupfen.
Die bei diesen sehr unterschiedlichen entzündlichen Erkrankungen eingesetzten Antiphlogistika werden nach ihren Eigenschaften geordnet:
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Nicht-steroidale Antirheumatika wie
beispielsweise Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen,
Piroxicam oder Phenylbutazon und Celecoxib
werden bevorzugt bei Entzündungen des Bewegungsapparats eingesetzt. Sie lindern nicht nur Entzündungssymptome, sondern auch Schmerzen und Fieber.
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Nicht-opioide Schmerzmittel wie
Acetylsalicylsäure sind ebenfalls sowohl gegen den Entzündungsvorgang selbst wie
auch gegen die dabei entstehenden Schmerzen wirksam.
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Glucocorticoide wie Hydrocortison und seine Abkömmlinge werden nur bei schweren Verlaufsformen von Entzündungen eingesetzt.
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Immunsuppressiva wie Methotrexat, Mesalazin, Sulfasalazin,
Azathioprin oder Ciclosporin sowie der Wirkstoff Leflunomid sind schweren chronisch entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis vorbehalten.
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Auch Antikörper wie Etanercept und Infliximab sind für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis gedacht.
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Degranulationshemmer wie beispielsweise
Cromoglicinsäure und Nedocromil, aber auch H1-Antihistaminika wie Pheniramin, Clemastin, Ketotifen und andere dämpfen Entzündungszeichen, die durch allergische Reaktionen ausgelöst werden.
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Manchen Vitaminen wie Vitamin C und Vitamin E sowie dem Wirkstoff Dexpanthenol (Vorstufe des Vitamins Pantothensäure) werden eine leicht entzündungsmindernde und heilungsfördernde Wirkung
zugeschrieben.
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Zahlreiche pflanzliche Mittel haben eine schwach antientzündliche Wirkung, sie sind nebenwirkungsarm und werden daher häufig bei unkomplizierten Entzündungen der Haut
und Schleimhäute eingesetzt. Beispiele sind Kamillenblüten, Hamamelis, Teufelskralle, Ringelblume oder Bromelain.
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Gerbstoffe finden bei Hautentzündungen Anwendung. Dazu
gehören Eichenrinde, Aluminiumsulfat, Bismut-Komplexverbindungen oder Zinkoxid.
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Auch sulfonierte Schieferöle wie Ammoniumbituminosulfonat und Natriumbituminosulfonat dienen der äußerlichen Anwendung bei Hautreizungen.
So wirken Entzündungshemmer
So vielfältig wie die verschiedenen Gruppen der Entzündungshemmer sind auch deren Wirkmechanismen bei der Entzündungsbekämpfung:
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Nicht-steroidale Antirheumatika und
nicht-opioide Schmerzmittel hemmen die Prostaglandin-Produktion. Prostaglandine sind Gewebshormone, die wesentlich an
der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerz, Fieber und Entzündungen beteiligt sind. Prostaglandine entstehen im Körper unter Mitwirkung der Cyclooxygenase-Enzyme COX-1 und COX-2. Diese Enzyme und damit auch die Bildung von Prostaglandinen werden
von nicht-steroidalen Antirheumatika und nicht-opioiden Schmerzmitteln gehemmt. Neuere nicht-steroidale Antirheumatika wie
beispielsweise Rofecoxib und Celecoxib hemmen speziell die COX-2 und sollen dadurch weniger
Nebenwirkungen zeigen.
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Glukokortikoide greifen neben einer Blockade der
Prostaglandin-Produktion unter anderem in die Eiweißherstellung der Zellen ein. So behindern sie das Entstehen von Interleukinen, zellulären Entzündungsstoffen, was den Fortschritt einer Entzündung
aufhält.
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Immunsuppressiva unterdrücken die
Aktivität von speziellen Entzündungszellen. Fehlt diese, wird der Entzündungsprozess blockiert.
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Antikörper zielen auf den
Tumornekrosefaktor TNF-alpha. Dieser Eiweißstoff ist bei rheumatoider Arthritis vermehrt im Blut vorhanden und fördert die Entwicklung und das Fortschreiten der Erkrankung. Ist TNF-alpha durch die
Antikörper gebunden, bricht der Entzündungsvorgang ab.
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Degranulationshemmer stabilisieren die Zellwände
der sogenannten Mastzellen. So können sie den Entzündungsstoff Histamin nicht mehr freisetzen, welcher wesentlich am Entzündungsgeschehen bei Allergien beteiligt ist. Andere Antiallergika wie die
H1-Antihistaminika verdrängen
Histamin von den Rezeptoren der Zielzellen, so dass diese keine
Entzündungszeichen ausbilden.
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Die Entzündungshemmung durch Vitamine beruht vermutlich auf
einer besonderen chemischen Struktur, die so genannte Radikale
auffängt und bindet. So können diese Radikale nicht mehr schädigend auf Körperzellen einwirken und Entzündungsreaktionen auslösen.
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Bei pflanzlichen und tierischen Substanzen wie den Enzymen Bromelain und Papain oder den Inhaltsstoffen der Kamillenblüten (Chamazulen und alpha-Bisabolol) sowie Pankreatin, Trypsin und Chymotrypsin sind die Mechanismen der antientzündlichen Wirkung zum größten Teil noch unbekannt.
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Gerbstoffe führen zum Stillstand entzündlicher Vorgänge,
indem sie die daran beteiligten Eiweiße verklumpen und unwirksam machen.
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Die Entzündungshemmung durch sulfonierte Schieferöle wird vor allem dem Gehalt an Phenolen zugeschrieben. Diese verhindern vermutlich durch eine Bindung an das Erbgut die Vermehrung von
Entzündungszellen.
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